Payet schreibt spät ein Märchen

Veröffentlicht: 10. Juni 2016 in UEFA, UEFA EURO 2016
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Gastgeber Frankreich kam in letzter Minute zu einem glücklichen 2:1-Erfolg über Rumänien. Die Osteuropäer überraschten dabei durch ihre offensive Ausrichtung und gestalteten das Spiel offen. Nach Chancen auf beiden Seiten gingen die Franzosen nach einer knappen Stunde durch ein strittiges Tor von Giroud in Front. Stancu glich jedoch prompt vom Punkt aus. In der Schlussphase schien es, als ob „Les Bleus“ keinen Weg durch das rumänische Abwehrnetzt finden würde, ehe Payet spät und spektakulär den Sieg sicherte. 

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Moment der Entscheidung: Dimitri Payet trifft in der 89. Minute zum 2:1.

Im ausverkauften Stade de France schickte Didier Deschamps die erwartete Startelf ins Rennen. Im Sturm erhielt Payet den Vorzug vor Bayerns Coman und sollte Giroud und Griezmann unterstützen. N’Golo Kanté, in England mit Leicester City Meister, begann als Abräumer vor der Viererkette.

Rumänien hatte in der WM-Qualifikation nur zwei Gegentore kassiert, im Auftaktspiel sollte eine 4-2-3-1-Formation zum Erfolg führen. Kapitän Chiricheș kommandierte hierbei die Viererkette, im Sturm durfte Andone als vorderste Spitze beginnen.

Wer ein dominantes Frankreich gegen ein defensives Rumänien erwartet hatte, sollte sich täuschen. Fast hätten die Osteuropäer die Anfangsnervosität des Gastgebers prompt ausgenutzt. Nach einer Stanciu-Ecke landete das Spielgerät bei Stancu, der an einer Glanztat von Lloris scheiterte. Chiricheș‘ Nachschuss wurde geblockt (4.). Den folgenden Standard brachte erneut Stanciu, diesmal köpfte Andone nur knapp drüber (5.).

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Hugo Lloris bewahrte Frankreich schon früh vor einem Rückstand.

„Les Bleus“ brauchten etwas, um sich zu fangen, erst nach etwa zehn Minuten lief der Motor stotterfrei. Giroud köpfte eine Payet-Flanke vorbei (10.), bei der ersten Großchance musste aber der Zufall helfen. Sagnas Flanke lenkte Grigore unglücklich zu Griezmann, der per Kopf den rechten Pfosten traf (14.).

Die schwungvolle Partie beruhigte sich in der Folge, auch da die Rumänien die Räume gut verdichten und Frankreichs Offensive so kaum Platz zum Kombinieren gewährten. Zwar brachte das forsche Auftreten keine weiteren Torchancen für Chiricheș und Co., dafür herrschte auch vor dem eigenen Tor Ruhe. Glück hatte die „Équipe Tricolore“ in Minute 38 als Koscielny am Strafraum Andone am Oberschenkel traf, ein Pfiff aber ausblieb.

Erst kurz vor der Pause wurde es vor den Toren wieder spannend. Griezmann feuerte nach Vorarbeit des auffälligen Payet rechts vorbei (36.), in der Nachspielzeit köpfte Giroud eine Ecke des England-Legionärs über das Tor (45.+2). So endeten die ersten 45 Minuten der EURO 2016 mit einem gerechten 0:0.

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Knifflig: Giroud trifft zum 1:0, strittig, ob er zuvor ein Stürmerfoul gegen Tătărușanu beging.

Wieder waren es die Rumänien, die beinahe einen Blitzstart verbuchten: Stanciu hob den Ball halblinks in den Strafraum zum völlig freien Stancu, der aus neun Metern haarscharf rechts vorbei schoss (48.). Die Gelegenheit fungierte jedoch als Wachschuss für Pogba und Co., die in der Folge mehr taten. Einen ersten Abschluss von Giroud – natürlich auf Payet-Vorlage – fehlte noch Wucht und Präzision (52.).

Anders fünf Minuten später. Erneut Payet hob das Leder an den Sechzehnerrand, wo Pogba lauerte und direkt draufhielt. Tătărușanu war jedoch zur Stelle und parierte (57.). Keine sechzig Sekunden später stand der Keeper wieder im Mittelpunkt. Raț konnte Payet auf rechts nicht am Flanken hindern, am Fünfer stieg Giroud hoch, schob dabei die Arme von Tătărușanu weg und köpfte zur umjubelten Führung ein. Ein leichter Beigeschmack blieb dennoch, Schiedsrichter Kassai hatte jedenfalls keinen strafwürdiges Einsteigen gesehen (57.).

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Kein Ding: Rumäniens Stancu blieb beim Jubel ebenso cool wie Sekunden zuvor beim Elfmeter.

Rumäniens Antwort konnte sich sehen lassen: Erneut nach einer Stanciu-Ecke war Andone zur Stelle, setzte seinen Versuch aber zu hoch an (60.). Ein Geschenk vom erfahrenen Evra servierte den Osteuropäern aber den Ausgleich auf den Silbertablett. Der Linksverteidiger ließ im Strafraum gegen Stanciu das Bein stehen – Elfmeter (64.). Stancu trat und schob sicher ins rechte Eck ein (65.).

Deschamps versuchte seinem Team mit Bayerns Coman neues Leben einzuhauchen, doch Rumänien zeigte nun, warum es in der Qualifikation achtmal zu Null gespielt hatte. Die Iordănescu-Schützlinge ließen kaum etwas zu, die Kreativität um dieses Bollwerk zu knacken fehlte beim Gastgeber. So musste eine Einzelaktion her: Payet erhielt halblinks den Ball von Kanté und zog aus 18 Metern ab. Der Ball landete perfekt im linken oberen Eck – ein Traumtor erster Güte (89.).

Rumänien hatte darauf keine Antwort mehr. In der Nachspielzeit ging der Man of the Match unter Tränen vom Feld, der für ihn eingewechselte Sissoko hatte die letzte Chance der Partie, schoss nach einem Konter aber vorbei (90.+3). Frankreich gelang damit spät ein gelungener Start ins Heimturnier. Rumänien steht trotz starker Leistung am Ende mit leeren Händen da.

Am zweiten Spieltag trifft Rumänien auf die Schweiz (Mittwoch, 18 Uhr), Frankreich bekommt es mit Albanien zu tun (21 Uhr).

Statistik:

Tore: 1:0 Giroud (57., Kopfball, Payet), 1:1 Stancu (65., Foulelfmeter, Rechtsschuss, Evra an Stanciu), 2:1 Payet (89., Rechtsschuss, Kanté)

Aufstellung (Frankreich): Lloris – Sagna, Rami, Koscielny, Evra – Kanté – Pogba, Matuidi – Griezmann, Giroud, Payet

Aufstellung (Rumänien): Tătărușanu – Săpunaru, Chiricheș, Grigore, Raț – Pintilii, Hoban – Popa, Stanciu, Stancu – Andone

Wechsel (Frankreich): 66. Coman für Griezmann, 77. Martial für Pogba, 90.+2 Sissoko für Payet

Wechsel (Rumänien): 61. Alibec für Andone, 72. Chipciu für Stanciu, 82. Torje für Popa

Bank (Frankreich): Costil (Tor), Mandanda (Tor), Digne, Jallet, Mangala, Umtiti, Cabaye, Schneiderlin, Gignac

Bank (Rumänien): Lung Jr. (Tor), Pantilimon (Tor), Filip, Găman, Mățel, Moți, Prepeliță, Sânmărtean, Keșerü

Gelbe Karten: Giroud (69., Foulspiel) – Chiricheș (32., Foulspiel), Raț (45., Foulspiel), Popa (78., Foulspiel)

Schiedsrichter: Kassai Viktor (Ungarn) – Ring György (Ungarn), Tóth Vencel (Ungarn) – Bognár Tamás (Ungarn), Farkas Ádám (Ungarn) – Björn Kuipers (Niederlande) – Sander van Roekel (Niederlande)

Anstoßzeit und Spielort: 10. Juni 2016/21:00 Uhr (UTC+2), Stade de France/Saint-Denis

Kommentare
  1. […] Coach Anghel Iordănescu veränderte seine Startelf gegenüber der späten 1:2-Niederlage gegen Frankreich im Eröffnungsspiel auf vier Positionen. Torje, Chipciu, Keșerü und Prepeliță erhielten den Vorzug vor Popa, […]

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  2. […] Deschamps veränderte seine Startelf gegenüber dem 2:1-Sieg über Rumänien im Eröffnungsspiel auf zwei Positionen: Pogba und Griezmann mussten auf die Bank, Martial und Coman erhielten den […]

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